Friedhof ist Friedhof – oder doch nicht? Unser ClubkameradJoachim Kuhni zeigte uns am 23. September in zwei unterschiedlichen Beispielen, dass es sich bei diesen Orten um einen „Hof des Friedens“ handeln kann. Nebenbei bemerkt, das Wort kommt vom Althochdeutschen und bezeichnete ehemals den eingefriedeten Bereich um eine Kirche.
Im ersten Vortrag besuchten wir den Alten Friedhof in Freiburg. Eine denkmalgeschützte Oase unmittelbar am Rand der Innenstadt, ein Ruhepol und Naturpark auf einer Fläche von 2,6 Hektar.
Als einer der wenig erhalten gebliebenen Friedhöfe aus den 17. bis 19. Jahrhundert hat der Alte Friedhof Freiburgs mit seinen 1.200 Grabmalen eine überregionale kulturhistorische Bedeutung. Die letzte Beisetzung fand 1872 statt.
Das bekannteste Grabmal ist das der „Schlafenden Schönen“. Caroline Walter aus Opfingen starb mit 16 Jahren an Tuberkulose. Man erzählt, dass das Grab noch keinen Tag ohne frische Blumen gewesen sei. Es ist bis heute ein ungelöstes Geheimnis, wer diese Tradition des zurückgebliebenen Geliebten fortsetzt.
Johann Christoph Wentzinger (1710 – 1797) ist es zu verdanken, dass der Friedhof noch existiert. Er hat sein Vermögen dem Freiburger Stiftungsfond nur unter der Bedingung vererbt, dass sein Grab „auf ewige Zeiten“ auf dem Alten Friedhof gesichert sei.
Nicht nur sein Grabmal, auch die vieler anderer bekannter Freiburger Persönlichkeiten und Familien findet man auf dem ehemaligen Hauptfriedhof Freiburgs. So ist ein Spaziergang in dieser schönen Parkanlage auch ein Gang durch die Geschichte Freiburgs.
Der im Jahre 2000 gegründete Förderverein „Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofs in Freiburg i. Br. e. V.“ hat ungefähr 300 Mitglieder. Mehr als 150 Grabsteine konnten durch das Engagement des Vereins restauriert werden.
Der Friedhof am Hörnli in Basel/Riehen zeigt einen ganz anderen, eher gegenwärtig lebendigen Charme. Er ist der größte Friedhof der Schweiz (54 Hektar) und liegt am Fuße des nordwestlichen Teils des Hornfelsen, der zur Gemarkung Grenzach-Wyhlen gehört.
Er grenzt an ein größeres Waldgebiet. Dadurch leben viele Rehe, zu viele Rehe nach Ansicht einiger, auf dem Friedhof, was seit Jahren zu einer heftigen Kontroverse bezüglich des Managements führt. Das „Problem“ besteht darin, dass die Rehe den Grabschmuck abäsen. Jedoch führt die Größe der Population auch zu Stress und Inzucht unter den Tieren. Inzwischen leben circa 60 Rehe auf dem Friedhof, angeblich seien nur circa 10 Rehe „verkraftbar“.
2020 erteilte der Kanton Basel die Freigabe zum Abschuss der Tiere. Die daraufhin gegründete Fondation Franz Weber setzt sich seither für ein neues Wildtiermanagement, statt Abschuss, ein. Im letzten Jahr wurden 21 Tiere in den Kanton Jura in freie Wildbahn übersiedelt, angeblich erfolgreich. Die verbliebenen Tiere werden sich wieder vermehren und somit werden die streitbaren Diskussionen weitergehen.
Das sollte uns Besucher jedoch nicht daran hindern, trotz aller Nachdenklichkeit die Schönheit und Ruhe dieses Ortes zu genießen.
Alle Fotos von Joachim Kuhni